Made in Germany: Glafey Lichte aus der Fabrik in Nürnberg

Als der aus dem Vogtland stammende Gottlob August Glafey im Jahr 1808 das Handelsgeschäft seines Onkels in Nürnberg übernahm, konnte niemand ahnen, dass die Firma G. A. Glafey einige Jahrzehnte später zu einem der bekanntesten Nachtlichtehersteller Europas werden würde.

Neben dem Handel mit Kurzwaren und Speditionsgeschäften betrieb Glafey auch einen Ledergroßhandel. Bald hatte er auch begonnen, in kleinerem Umfang Nachtlichte herzustellen und zu vertreiben.

In einer Zeit ohne Elektrizität waren Nachtlichte in jedem Haushalt unverzichtbar. Vor allem waren sie günstig und einfach zu bedienen. Der gängige Lichtspender bestand aus einem Korkschwimmer mit Metalloberseite, wo ein Docht eingesetzt wurde. Als Brennstoff diente Speiseöl in einem beliebigen Behälter. Ein weiterer Vorteil war die im Vergleich zur Kerze die weitaus geringere Brandgefährlichkeit.

Im Jahr 1829 gab es schon acht Nachtlichtemacher in Nürnberg, 20 Jahre später bereits 40. Die Herstellung erfolgte im Familienbetrieb oder in Heimarbeit.

Im Jahr 1860 verlegte die Firma G. A. Glafey ihre Produktion von der Adlerstraße 32 nach St. Johannis, wo sie Fabrikationsräume in der Burgschmietstraße 15 bezog.

Die Nachtlichtefabrik G. A. Glafey zeigte sich in 1860er Jahren als sozialer Arbeitgeber. Eine Kollektivlebensversicherung für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein betriebsinterner Unterstützungsverein für die Notfälle des privaten Lebens wurde gegründet. Jedes Jahr organisierte man eine viertägige

Gemeinschaftsfahrt „zu irgendeinem herrlichen Fleckchen deutscher Erde (…), in denen der Mitarbeiterstamm und die Geschäftsführung in froher Laune, fern von Geschäftssorgen, vereint sind“.

 

Unter Gottlob August Glafey, dem Enkel des Firmengründers, der von 1867 – 1899 die Firma führte, erlebte die Nachtlichteproduktion den Durchbruch. Nachtlichte aus Nürnberg wurden nun in großem Stil ins Ausland exportiert, Kommissionslager in Paris, Lyon und Marseille eröffnet. Die Nachtlichte aus Johannis brannten sogar am Heiligen Grab in Jerusalem.

 

Offenbar wollten auch andere am Erfolg der Firma teilhaben, denn Glafey führte mehr als hundert Prozesse auf der ganzen Welt, um der missbräuchlichen Verwendung seines Markenzeichens, dem bekannten Glafey-Stern entgegen zu wirken. Nicht umsonst galt der Firmeninhaber als einer der engagiertesten Befürworter des 1894 verabschiedeten Markenschutzgesetzes.


Im Nürnberger Adressbuch von 1907 ist der Betrieb noch in der Johannisstraße 8 verzeichnet. Inhaberin war damals die „Fabrikleiterswitwe Ottilie Glafey“.

Im selben Jahr wird der Umzug des Betriebs in Frauenholzstraße 10 vollzogen. Rund 60 festangestellte verzeichnet der Betrieb etwa 60 festangestellte Beschäftigte und ungefähr 100 Heimarbeiterfamilien. Bis 1912 produzierte die Firma ausschließlich Nachtlichte. Mit deren Verdrängung durch das elektrische Licht erfolgte nach und nach die Umstellung auf Teelichte sowie Illuminationslichte und Grablichte. In dieser Zeit entstand das heute legendäre „Hindenburglicht“, das ursprünglich aus einer Schale aus Pappe mit einer Talgfüllung bestand. Nach dem Ersten Weltkrieg erfuhr das „Hindenburglicht“ eine technische Weiterentwicklung. Sicher in einer Metalldose verstaut, ergaben inzwischen zwei durch einen Metallstreifen getrennte Flammen eine wesentlich höhere Lichtausbeute. Unter der Bezeichnung „Einheitslaterne“ gehörte das alte „Hindenburglicht“ lange Jahre zur Standardausrüstung der Bundeswehrsoldaten.

1962 wurde der Betrieb an die Neumühle in Gebersdorf, Nürnberg verlegt.

Hier fertigt die Firma Glafey noch heute qualitativ hochwertige, nur im Fachhhandel erhältliche Tee- und Grablichte. Die Teelichte werden, unter Verwendung von reinstem Premium-Paraffin, noch traditionell handgegossen. Sie zeichnen sich durch eine lange Brenndauer und reinen Abbrand aus und eignen sich ideal zur Illumination in Lichtgläsern, dem ODEON-Napf bzw. in Aluhüllen, als wärmendes Licht in Duftlampen, sowie als Tee- & Speisenwärmer im Stövchen.

Bis heute ist das Unternehmen im Familienbesitz, auch das alte Backsteingebäude in der Frauenholzstraße 10 im Stadtteil St. Johannis ist noch erhalten und präsentiert sich vollkommen neugestaltet als Kindertagesstätte. Die Öl-Nachtlichte sowie das

„Hindenburglicht“ gehören als Liebhaberstücke übrigens immer noch zur Angebotspalette der Firma G. A. Glafey.